Niedersächsisches Landvolk Kreisverband Rotenburg-Verden e.V.

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Meldungen aus dem Landesverband

Fr, 04.03.2022

Kommentar zum Ukraine-Konflikt

Die derzeitigen Entwicklungen an den Märkten sind kaum mehr in Echtzeit zu verfolgen, sondern nur mit der Zeitlupe. Teilweise haben sich die Preise während einer Kaffeepause schon wieder so stark verändert wie sonst in 12 Monaten. Sowohl an den Getreide- wie auch an den Ölsaatenmärkten wird viel spekuliert. Ein Schritt zurück hilft daher, das Gesamtbild etwas besser zu verstehen: Auf dem Getreidemarkt gibt es aufgrund des faktischen Exportstopps momentan große Verwerfungen, da die Käufer von Schwarzmeerware sich nach anderen Anbietern umschauen müssen. Die gibt es zwar mit den USA, Indien und vor allem Australien. Problematisch sind aber die Logistik (Schiffsraum) und die Preise. Ägypten hat einen Tender storniert, da nur aus Frankreich ein (zu teures) Angebot vorlag, andere Länder sind bisher zurückhaltend. Dennoch ist mittelfristig eine Entspannung nicht unwahrscheinlich, denn wahrscheinlich werden sich nicht alle Abnehmerländer an die Sanktionen halten. So hat Pakistan bereits angekündigt, auch weiter russischen Weizen zu kaufen, und auch China wird sicherlich verstärkt darauf zurückgreifen. Weiterhin mehren sich bereits jetzt die Anzeichen, dass die nordamerikanischen Farmer im Frühjahr mehr Weizen aussäen werden und damit in der zweiten Jahreshälfte mehr Ware als sonst auf den Markt kommen könnte. Schon vorher kann die nach jüngsten Meldungen gute Sommerweizenernte in Australien für weitere Abhilfe sorgen. Bei den Ölsaaten sieht die Lage in der Tat wesentlich problematischer aus. Hier war der Markt vorher schon extrem angespannt und unterversorgt. Nun kommen die Exportausfälle aus der Schwarzmeerregion, die insgesamt doch enttäuschende Sojaernte in Südamerika und ein hoher Ölpreis verschärfend hinzu. Auch wenn Australien mit 5,5 Mio. t eine größere Ernte einfahren konnte als noch in der Saison 2020/21, ist ein vollständiger Ausgleich der ukrainischen Exporte bei Lieferstopp unmöglich. Insofern ist es sicherlich kein Fehler, zu überlegen, ob die Sonnenblume dieses Jahr nicht doch in die eigene Fruchtfolge passt, denn die Preise im Ölsaatenbereich werden auf absehbare Zeit hoch bleiben. Auch der Sommerweizen könnte in der Vorzüglichkeit steigen. Allerdings dürfte in beiden Fällen eventuell die Saatgutverfügbarkeit limitierend sein. Beim Körnermais ist die Situation ähnlich angespannt, denn die ausbleibenden Lieferungen treffen den europäischen Markt für Futtermittel massiv. Folgerichtig ist die Nachfrage nach US-Mais sprunghaft angestiegen. Beim Körnermais muss jedoch berücksichtigt werden, dass die späte Ernte im Jahr eine zuverlässige Preisprognose schwierig macht und die Fruchtart nicht auf jeden Standort passt. (Quelle: Johann Meierhöfer, DBV)

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