Fr, 18.08.2023
Abstand zu Kursen wird beim Raps größer
Die enorme Angebotswelle aus Osteuropa füllt Läger und Bücher der westeuropäischen Verarbeiter, so dass kaum Kaufinteresse aufkommt. Der Preisabschlag zu den Pariser Rapsnotierungen nimmt zu. Erzeuger sind enttäuscht von Ernte und Preisen.
Große Ernten im Baltikum, Polen und der Ukraine drücken auf den westeuropäischen Markt – mit Preisen deutlich unter den Terminkursen. Augustlieferungen aus dem Baltikum werden fob mit einem Discount von 35 EUR/t auf Matif offeriert. Ukrainische Herkünfte teils noch billiger. Dagegen kann sich deutsche Ware nicht durchsetzen. Ölmühlen weisen bis Oktober, teils auch darüber hinaus, volle Deckung auf und tauchen als Käufer kaum noch auf. Die Lager im Importhafen und Andienungsort Gent (Belgien) sind voll und es fließt stetig Ware an die Rheinschiene. Das erklärt den zunehmenden Preisabschlag, den die Ölmühlen auf die Terminkurse nennen – wenn sie einen nennen. Partien für August und September sind ohne Interesse. Für Oktober örtlich ebenfalls mit großem Discount (-15 EUR/t). Kaufinteresse besteht für Lieferungen ab November 23, aber auch hier wird franko weniger gezahlt als an der Terminbörse in Paris notiert.
Franko Hamburg werden für Lieferungen ab Oktober 23 aktuell 438 EUR/t genannt, ab November 23 indes 448 EUR/t. Das sind 12 bzw. 11 EUR/t weniger als in der Vorwoche. Franko Niederrhein beträgt der Discount für Oktober-Partien bei 5 EUR, so dass 448 EUR/t genannt werden. Demgegenüber werden für die nachfolgenden Lieferungen noch Prämien, also ein Plus auf die Kurse gezahlt. So erzielt Raps ab November ein Aufgeld von 5 auf 458 EUR/t, Januar-Lieferungen +4 auf 469 EUR/t. Das sind dann nur noch 2 EUR/t weniger als in der Vorwoche
Kräftige Kursbewegungen in beide Richtungen prägen den Terminmarkt, spiegeln allerdings vorrangig das Geschehen am Weltmarkt wider. Der Fronttermin November 23 schloss zuletzt bei 468,25 EUR/t und damit 12 EUR/t über Vorwochenlinie. Das Interesse an Kontrakten ist gegenüber Juli spürbar gedämpft. Im Tagesdurchschnitt wurden in der zurückliegenden Handelswoche knapp 10.500 Kontrakte in Paris gehandelt – im Juli 19.200.
Die deutsche Rapsernte ist zum Teil regional bereits abgeschlossen, teils auch erst zu 10 % durchgeführt. Der deutsche Inlandsmarkt für Raps ist ausgesprochen ruhig. Das Verkaufsinteresse ist indes durchgängig verhalten. Der erneute Preisrückgang sowie die unter den Erwartungen liegende Mange bremsen die Abgabebereitschaft. Angeliefert wird vorrangig auf Kontrakt.
Auf Erzeugerstufe wurden die Gebote für Raps bundesweit gegenüber Vorwoche um knapp 10 EUR/t auf 412,50 (371-438) EUR/t abgesenkt. Bis auf das Saarland melden alle Regionen noch Durchschnittspreise über 400 EUR/t. (Quelle: AMI)