Fr, 01.09.2023
Hoher Aufwand für passende Getreidepartien
Die Anlieferungen aus der Ernte sind qualitativ extrem heterogen und bedürfen eines sehr hohen Aufbereitungsaufwandes. Das kostet Zeit, Platz und Geld.
In den Spätgebieten geht die Getreideernte dem Ende entgegen, Brotgetreide wird dabei allerdings nicht mehr gedroschen. Ohnehin gestaltet sich der Verkauf von Brot- und Qualitätsweizen schwierig, weil die Qualitäten für den Export nicht immer stimmen und dieser Absatzweg somit nicht infrage kommt. Immerhin wird für prompten Qualitätsweizen franko Hamburg mit 275 EUR/t ein Euro mehr geboten als noch vor einer Woche, während Brotweizen dort unverändert mit 250 EUR/t bewertet wird. An den Standorten am Rhein wurden die Gebote für prompten Brotweizen indes um 1-2 EUR/t gegenüber Vorwoche zurückgenommen. Denn die Nachfrage der inländischen Verarbeiter ist gering. Sie sehen sich aktuell großen Menge aus den Vorverträgen gegenüber, die nicht immer reibungslos angedient werden können. Aufgrund der schwachen Qualität ist eine Beprobung jeder einzelnen Partie von Nöten. Der Erfassungshandel ist nach wie vor mit Bonitieren und Sortieren des Erntegutes beschäftigt. Zur Vermeidung von Pilzbelastungen wird auf eine intensivere Reinigung des Getreides gesetzt. Problematisch ist derzeit die Bewertung der Braugerste, sie wird nur unter Vorbehalt vom Erzeuger abgenommen. Die Prüfung der Keimung ist eine längere Prozedur. Ein deutlich größerer Anteil als üblich wird von den Partien gestoßen oder massiv abgewertet. So sind Lagerung und Verkauf in diesem Jahr auf allen Marktstufen besonders arbeits- und kostenintensiv, so dass die zuletzt nur knapp behaupteten Preise das Verkaufsinteresse deutlich einschränken. Hier und da liegen noch Getreidepartien beim Landwirt auf dem Hof, die unbedingt qualitätsgerecht eingelagert werden müssen. Lagerplatz bei den Handelsunternehmen ist teils bis zur Kapazitätsgrenze angefüllt. Die Unsicherheit bezüglich des richtigen Vermarktungszeitpunktes ist unter den Erzeugern groß. Aber wie Handelsunternehmen in Niedersachsen berichten, liegt die Einlagerungsquote über alle Kulturen bei ca. 25%. Das entspricht in etwa dem Vorjahreswert.
Die Kassapreise sind derzeit kaum ein Thema in der Landwirtschaft. Die Aussaat der Winterungen hat begonnen. Die Erzeugerpreise zeigen zur Vorwoche auch nur wenige Veränderungen. Erzeuger erhielten in der 35. KW durchschnittlich knapp 1 EUR/t mehr für Eliteweizen, allerdings 1 EUR/t weniger für Qualitätsweizen und 0,6 EUR/t weniger für Brotweizen. Für durchaus knappen Brotroggen wurden ebenfalls 0,50 EUR/t weniger gezahlt, während für Braugerste mit 325 rund 4 EUR/t mehr genannt wurden. Demgegenüber bleiben die Geldkurse für Braugerste franko Oberrhein mit 389 EUR/t für Lieferungen ab Oktober 23 stabil. (Quelle: AMI)
