Fr, 20.06.2025
Frühkartoffelangebot größer als Nachfrage
Weiterhin wird sowohl für importierte als auch für hiesige Frühkartoffeln Absatz gesucht. Auch wenn zu niedrigeren Preisen nicht mehr verkauft wird, herrscht Druck, der zunächst die Importe erfasst hat.
(AMI) Der Frühkartoffelmarkt in Deutschland leidet weiterhin unter der ungünstigen Konstellation von Anfang Juni spät noch verfügbaren Lagerkartoffeln, reichlichen Importen aus dem Mittelmeerraum und einer vielleicht historischen Verfrühung der Ernten in allen Anbaugebieten in Deutschland. Während inzwischen Lagerkartoffeln kaum noch eine Rolle spielen, müssen Importe noch eine Zeit lang platziert werden. Wie zu hören ist, haben Anbieter von Frühkartoffeln aus Israel wohl den größten Druck. Eine größere Menge als im Vorjahr stößt hierzulande auf weniger Nachfrage und es gibt neben „programmierten“ Kartoffeln auch freie Mengen, die beispielsweise über Marseilles eintreffen. Aber auch Frühkartoffeln aus Ägypten sind nicht immer so flott abgeflossen, wie erst gedacht und obwohl aus der Sommerernte nichts nachbestellt wurde, wird es wohl noch 3 Wochen dauern, bis alle Programme abgearbeitet sind.
Die Preise gaben vor dem geschilderten Hintergrund stetig weiter nach und starten für vorwiegend festkochende Ägypter bei 60,00 EUR/dt. Festkochende Kartoffeln kommen mitunter noch auf 65,00 EUR/dt. Frei „vagabundierende“ Ladungen gibt es auch deutlich günstiger, die haben aber mengenmäßig keinen großen Stellenwert.
Frühkartoffeln aus Spanien gibt es teils zu etwas höheren Preisen als für den südöstlichen Mittelmeerraum gezahlt wird. 70,00 EUR/dt werden aber auch nicht mehr erreicht. Zudem sehen sich Anbieter und Druck und dürften beim Preis für die kommende Woche noch etwas nachgeben. Die Diskussionen um die Qualitäten sind noch nicht verstummt, es gibt aber auch Ladungen, die den Vorstellungen der Abpacker entsprechen. Ernte- und Qualitätsprobleme haben sicherlich dazu geführt, dass die Liefermengen für Deutschland kleiner als geplant blieb. Bis zum Monatsende dürfte das meiste für den hiesigen Markt abgewickelt sein.
Einsatz deutscher Ware verzögert
Wegen der aus Importen stammenden Mengen am Markt kommt das Frühkartoffelangebot aus dem Südwesten und aus Niedersachsen nicht so früh wie es möglich wäre in die Märkte. Die gemeldeten Tagesrodemengen hinken denen des Vorjahres deutlich hinterher. Gegenüber früheren Jahren dürfte der Unterschied aber nicht so groß sein. 2024 war ein Ausnahmejahr, in dem aus der Not heraus sehr früh im Juni viele Kartoffeln ohne die sonst übliche Schalenfestigkeit geerntet und vermarktet wurden. Dieses Jahr ist dadurch gekennzeichnet, dass viele Frühkartoffeln zeitiger fertig für die Vermarktung sind aber keine entsprechende Nachfrage finden. Man darf gespannt sein, was kommende Woche aus den bisher geltenden 62,00 EUR/dt werden wird. 14-tägige Preisbindung, wie in den Vorjahren durchaus möglich dürfte es schwerlich geben, obwohl das Preisniveau bereit deutlich niedriger als 2024 oder 2023 ist.
Auf der Nachfrageseite herrscht eher Flaute, die mit dem prognostizierten Sommerwetter der kommenden 10 Tage nicht besser werden dürfte. Absatzalternativen gibt es nicht. Für Exporte ist kaum Raum, weil auch im Benelux-Raum, in Frankreich, auf dem Balkan oder in Polen mengenmäßig gute und zeitige Frühkartoffelernten vermarktet werden. Etwas weiter geschaut hat derzeit wohl nur Russland einen größeren Importbedarf. Ob der über Weißrussland gedeckt werden kann, bleibt abzuwarten. Zumindest hat Weißrussland seine Grenzen für Kartoffeln aus der EU wieder geöffnet. Russen können derzeit noch Frühkartoffeln aus Ägyptern beziehen.
Der Markt für Schälkartoffeln nimmt auch nichts auf, er ist mit Lagerkartoffeln für unter 10,00 EUR/dt bestens versorgt. Frittenrohstoff wird bis auf weiteres auch nicht aus der neuen Ernte gebraucht. Dabei werden beispielsweise am Niederrhein bereits erste Ladungen von geeigneten Sorten mit einem UWG von über 360 g angeboten.